Zwei Anne-Frank-Botschafterinnen aus der Gemeinde Hagen

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HAGEN. Eine besondere Ehre wurde den beiden Abiturientinnen Amelie Effe aus Uthlede und Livia Spethmann aus Wersabe zuteil. In der Botschaft des Königreichs Niederlande in Berlin wurden sie zu Anne-Frank-Botschafterinnen ernannt. Die Ehrungsurkunden überreichten Ronald van Roeden, der Botschafter des Königsreichs der Niederlande, und Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, die Antisemitismusbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen, den beiden Abiturientinnen. Damit ehrten sie das Engagement für demokratische Werte sowie den Einsatz gegen Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung. Auslöser war ein allgemeines Seminar über Projektorganisation, das Amelie Effe im Februar besuchte. „Das wollte ich auch gleich in die Praxis umsetzen, hatte aber kein Thema für ein Projekt“, sagt die zwanzigjährige Amelie. Da fielen ihr Biographien von mehreren Frauen aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft ein, deren bewegende Geschichten zu Lebzeiten nicht gewürdigt wurden, weil sie systematisch unterdrückt oder ihre Mitwirkung an historischen Ereignissen missachtet wurden. Dazu fiel ihr auch der passende Titel „Beklaute Frauen“ ein. Da hatte sie sich neben ihrem Abiturstress einiges vorgenommen, denn dieses Projekt hatte mit dem Schulunterricht nichts zu tun. So holte sie sich Livia Spethmann aus Wersabe mit ins Boot, die zwar auch im Abi-Stress war, aber gemeinsam packten sie die Sache an und bauten noch während der Sommerferien im Flur ihrer nun schon ehemaligen Waldschule eine Galerie mit zwölf Schwarz-weiß-Porträts von „beklauten Frauen“ mit deren Lebensläufen auf. Anne Frank selbst ist gar nicht unter den zwölf Abgebildeten, dafür aber Miep Gies, die das berühmte Tagebuch der Anne Frank für die Nachwelt rettete. Ziel des Projekts sei es, das strukturelle Ausschließen und das „Beklauen“ von Frauen in der Geschichte zu hinterfragen, so die beiden. „Vor uns liegt noch ein langer Weg zur Gleichberechtigung, und wir müssen alle dazu beitragen, dieses Ziel zu erreichen“ sind sich die beiden einig. Das Anne-Frank-Zentrum startete 2012 mit seinem Botschafter*innen-Programm. In diesem Jahr wurden acht Projekte ausgezeichnet, vier aus Nordrhein-Westfalen, zwei aus Thüringen, eins aus Schleswig-Holstein und das von Amelie und Livia aus Niedersachsen. Damit haben sich die beiden frisch gebackenen Abiturientinnen an ihrer Waldschule noch ein besonderes Denkmal gesetzt. Für sie beginnt im Herbst ein neuer Lebensabschnitt. Amelie beginnt zum Wintersemester ein Jurastudium in Passau, und Livia schreibt sich für Geschichte und Ökonomie in Münster ein. Otto Baur


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