Uthleder Kirchturmuhr geht jetzt sekundengenau

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Viele Uthleder werden sich gewundert haben, dass mit dem Gong zur Zwanzig-Uhr-Tagesschau auch die Kirchturmuhr auf die Sekunde genau achtmal schlägt. Schuld daran ist eine neue Steuerung, die ein Funksignal empfängt und damit die Uhr pünktlich schlagen lässt. Diese Anlage wurde in der letzten Woche von einer Hamburger Fachfirma direkt in der Kirche installiert. Seit der Renovierung der Kirche 1970 erfolgte die Steuerung von der Diele des Pfarrhauses aus. Gerold Brockmann, der 43 Jahre im Kirchenvorstand war, betreut jetzt die Technik und die Gebäude ehrenamtlich. Die alte Anlage wurde von Gewichten in Betrieb gehalten und übertrug die Werte vom Pfarrhaus an die Uhr im Turm. Da verlor oder gewann sie je nach Jahreszeit in einigen Tagen immer ein paar Minuten und musste nachgestellt werden. Aber auch die Umstellung von Sommer- auf Winterzeit und umgekehrt war ein Problem. „Wir konnten die Uhr im Pfarrhaus immer nur im Fünf-Minuten-Rhythmus umstellen, weil das Werk im Turm diese Werte erst verarbeiten musste“, weiß Brockmann. „Da haben wir sie einfach angehalten, und die Uthleder mussten eine Stunde ohne Glockenschlag auskommen“, schmunzelt er. Mit nur einem Schlag pro Stunde mussten die Uthleder auch bei der Turmuhr des in Uthlede ansässigen Uhrmachers Hanneke von 1771 auskommen. Sie musste einmal pro Tag aufgezogen werden und tat fast 200 Jahre ihren Dienst. Bei der Kirchenrenovierung 1970 wurde sie durch eine elektronische ersetzt, die bis jetzt vom Pfarrhaus aus gesteuert wurde. „Mit der neuen Anlage läuft die Zeitumstellung automatisch, aber auch sonst ist praktisch das ganze Kirchenjahr vorprogrammierbar“, sagt Gerold Brockmann, „denn nicht nur die Uhrzeit, sondern auch das Läuten der Glocken gehört dazu“. So werden samstags um 18 Uhr die Sonntage und Silvester um Mitternacht das neue Jahr eingeläutet. „Aber alles lässt sich eben nicht vorprogrammieren“, sagt Gerolds Frau, die langjährige Küsterin Gudrun Brockmann. Im Ruhestand hat sie das Läuten übernommen, wenn es die Kirche im Küsteramt aus Kostengründen nicht mehr vorsieht. So erklingen die Glocken mittags um zwölf Uhr, wenn im Dorf jemand verstorben ist. „Diese alte Sitte soll nicht wegfallen, genau wie das Läuten bei Beerdigungen“, sagt Gudrun Brockmann, „deshalb führe ich sie ehrenamtlich weiter“. Die alten mechanischen Uhren in ihren Häusern können die Uthleder aber jetzt sekundengenau nach dem Glockenschlag der Kirchturmuhr stellen. Otto Baur


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