Neujahrkloppen besonderes Vergnügen für die Kinder

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„Graleer jo ok to’n neen Jahr, veel Glück un Segen und een langet Leben“, klingt es aus den Kehlen von Luka (8), Kevin (8), Lena (4), Greta (4), Jacob (7), Kjell (7) und Isabel (4) aus Uthlede vor den Haustüren des Neubaugebiets „Unter den Eichen“ und „Lüttje Wurth“. Mit diesem alten Spruch, den sie auf plattdeutsch extra gelernt haben, wünschen die Kinder ihren Nachbarn ein frohes neues Jahr. Weiter geht es dann mit „Ick bün so’n lüttjen König, geeft mi nich to wenig, lat mi nicht to lange stahn, denn ick mutt noch wietergahn“. Damit zeigen die Kinder, dass sie für ihre guten Wünsche auch einige kleine Süßigkeiten erwarten. „Unter den Eichen“, dort wohnen viele Alt-Uthleder, die als Kinder in anderen Teilen des Dorfes aufgewachsen sind und sich hier als Erwachsene Häuser gebaut haben. So ist es den heutigen Familienvätern auch wichtig, ihren Kindern diesen in den letzten Jahren fast ausgestorbenen Brauch und auch den plattdeutschen Spruch weiter zu vermitteln. „Leider bekommt diese alte Sitte des Neujahrkloppens ebenso wie das Nikolaus- oder auch Sankt-Martins-Laufen in anderen Gegenden durch Halloween immer mehr Konkurrenz“, stellt Henning Dageförde fest. Es ist nicht überliefert, ob der „lüttje König“ im Text von den heiligen drei Königen stammt. Egal, ob hoch- oder plattdeutsch, die meisten Leute erwarten die kleinen Neujahrklopper schon und halten Schokoriegel und andere Süßigkeiten bereit, wie auch Helga Schnibbe. „Ich habe meine Kinderjahre in Waakhausen im Teufelsmoor verbracht, da kannten wir das Neujahrkloppen in dieser Form gar nicht“, sagt Helga Schnibbe. Gegenüber wohnen Alfred und Inge Richter. Sie stammen aus der ehemaligen DDR und kannten das Neujahrkloppen so auch nicht. „Aber wir sind als Kinder wohl zu unseren Verwandten gegangen und haben auch mit einem Spruch ein frohes neues Jahr gewünscht“, erinnert sich Alfred Richter. Früher gab es in Uthlede und Umgebung meistens Neujahrskuchen, die extra für diesen Tag in großen Mengen mit dem Waffeleisen gebacken und in Milchkannen gelagert wurden. Oft kamen die nach der Tour durch das Dorf nur noch als Krümel zu Hause an. Das weiß auch Jacobs und Gretas Opa Hans Dageförde. „Aber bei dem Geschäftsmann Christoph Köster, da bekamen wir immer einen Groschen“, erinnert sich Dageförde, „das war ebenso etwas Besonderes wie der Fliedergrog, den wir bei Niebanks in der Achterstraße bekamen“. Der Dankspruch der Kinder für die Gaben lautete dann „Lüttjen Jung mit witte Fööt, oh, wat smeckt de Koken söt, Lüttje Deern mit kruse Haar, oh, wat sind de Koken gar“. Wenn die Kinder aber früher irgendwo vor verschlossene Türen kamen, sagten sie im Weggehen noch „Witten Tweern, swarten Tweern, giezige Lüe, de geeft nich geern“. Am Abend pflegen dann auch die Erwachsenen diesen alten Brauch und gehen in der Nachbarschaft von Haus zu Haus, um ein frohes neues Jahr zu wünschen. „Und dann kommt Ihr auch mit“, sagt Henning Dageförde zu Bettina Döhring, die mit ihrer Familie erst seit August „Unter den Eichen“ wohnt, „dann lernt Ihr als Neu-Uthleder auch gleich unsere alten Sitten kennen“. Denn auch der Brauch mit dem Neujahrsgrog hat sich gehalten, denn die Überbringer guter Wünsche, aber auch trauriger Nachrichten bekommen in den Dörfern als Dank für ihre Botendienste traditionsgemäß immer noch einen „Kleinen“ eingeschenkt. Otto Baur

 


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