Neujahrkloppen besonderes Vergnügen für die Kinder

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„Graleer jo ok to’n neen Jahr, veel Glück un Segen und een langet Leben“, klingt es aus den Kehlen von Luka (7), Lena (3), Greta (3), Jacob (6), Kjell (6) und Isabel (3) aus Uthlede vor den Haustüren des Neubaugebiets „Unter den Eichen“ und „Lüttje Wurth“. Mit diesem alten Spruch, den sie auf plattdeutsch extra gelernt haben, wünschen die Kinder ihren Nachbarn ein frohes neues Jahr. Weiter geht es dann mit „Ick bün so’n lüttjen König, geeft mi nich to wenig, lat mi ich to lange stahn, denn ick mutt noch wietergahn“. Damit zeigen die Kinder, dass sie für ihre guten Wünsche auch einige kleine Süßigkeiten erwarten. „Unter den Eichen“, dort wohnen viele Alt-Uthleder, die als Kinder in Uthlede aufgewachsen sind und sich hier als Erwachsene Häuser gebaut haben. So ist es den Vätern der Kinder, Bernd Bühring, Henning Dageförde und Fabian Arndt, auch wichtig, ihren Kindern diesen Brauch und auch den plattdeutschen Spruch weiter zu vermitteln. „Leider bekommt diese alte Sitte durch das Halloweenlaufen immer mehr Konkurrenz“, stellt Henning Dageförde fest. Es ist nicht überliefert, ob der „lüttje König“ im Text von den heiligen drei Königen stammt. Egal, ob hoch- oder plattdeutsch, die meisten Leute erwarten die kleinen Neujahrklopper schon und halten Schokoriegel und andere Süßigkeiten bereit, wie auch Karin Schlichtkrull. „Wir sind 1981 aus Bremen nach Uthlede gezogen und kannten das Neujahrkloppen gar nicht“, sagt Karin Schlichtkrull, „aber jetzt ist das für uns schon lange selbstverständlich“. Früher gab es meistens Neujahrskuchen, die extra für diesen Tag in großen Mengen mit dem Waffeleisen gebacken und in Milchkannen gelagert wurden. Oft kamen die nach der Tour durch das Dorf nur noch als Krümel zu Hause an. Da geht es heute mit verpackten Schokoriegeln schon besser. Der Dankspruch der Kinder lautet dann „Lüttjen Jung mit witte Fööt, oh, wat smeckt de Koken söt, Lüttje Deern mit kruse Haar, oh, wat sind de Koken gar“. Wenn die Kinder aber früher irgendwo vor verschlossene Türen kamen, sagten sie im Weggehen noch „Witten Tweern, swarten Tweern, giezige Lüe, de gewt nich geern“. Am Abend pflegen dann auch die Erwachsenen diesen alten Brauch und gehen in der Nachbarschaft von Haus zu Haus, um ein frohes neues Jahr zu wünschen. „Sehr gern gingen wir als junge Leute immer zu Mariechen und Willi Kohlhoff im Moor“, erinnert sich Lenas Opa Fritz Bühring, „da gab es dann in der gemütlichen Küche immer einen Grog und die leckersten Neujahrskuchen“. Auch der Brauch mit dem Neujahrsgrog hat sich gehalten, denn die Überbringer guter Wünsche, aber auch trauriger Nachrichten bekommen in den Dörfern als Dank für ihre Botendienste traditionsgemäß immer noch einen „Kleinen“ eingeschenkt.