Neujahrkloppen 2019

„Ich bin so’n lütjen König, geeft mi nicht to wenig, lat mi nicht to lange stohn, denn ick mut noch wietergohn“, klingt es aus den Kehlen von Jonas (7), Amelie (8), Isabel (9), Lena (10), Mia (10), Carlotta (9) und Greta (9). Sie sind im Neubaugebiet „Unter den Eichen“ unterwegs, um ihren Nachbarn ein frohes neues Jahr zu wünschen. Dieser Brauch des „Neujahrkloppens“ schläft immer mehr ein, denn er bekommt immer mehr Konkurrenz durch Halloween. Denn auch hier gibt es Süßigkeiten für die Kinder. Unter den Eichen wohnen viele Uthleder, die als Kinder in der Achterstraße aufgewachsen sind und sich hier als Familien Häuser gebaut haben. Sie geben nun diesen Brauch an ihre Kinder weiter. Bernd Bühring ist einer dieser Familienväter. Er geht mit den Kindern mit und hilft ihnen etwas auf die Sprünge, wenn es mit dem plattdeutschen Spruch etwas hapert. So klingeln sie auch bei Hans und Ruth Dageförde und dürfen nach ihrem Spruch in den Korb mit Schokoriegeln greifen, den Hans Dageförde schon bereithält. Früher gab es Neujahrskuchen oder Waffelherzen, die extra für diesen Zweck gebacken und ein einer Milchkanne gelagert wurden. Wenn die Kinder von der Tour kamen, hatten sie meistens nur noch Krümel in ihren Beuteln. „Etwas Besonderes war es immer, wenn wir bei dem Geschäftsmann Christoph Köster jedes Jahr einen Groschen bekamen“, erinnert sich Dageförde (70) an die 1950er Jahre, in denen er als Neujahrklopper unterwegs war. Bei Familie Niebank gab es immer einen Fliedergrog zum Aufwärmen. Neujahrkuchen gab es auch noch in den 1980er Jahren. „Auf jeden Fall gab es da noch keine gekauften Süßigkeiten“, erinnert sich Bernd Bühring (42). Am Nachmittag haben die Kinder ihre Runde beendet, und die Erwachsenen machen sich auf den Weg. Sie bekommen keine Süßigkeiten, sondern einen Grog oder etwas anderes eingeschenkt, wie es beim Überbringen von guten Wünschen zum neuen Jahr, aber auch von schlechten Botschaften seit Jahrzehnten üblich ist. Otto Baur