Neujahrkloppen 2017

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„Ick bin so’n lüttjen König, geeft mi nich to wenig, laat mi nicht o lange stahn, denn ich mutt noch wietergahn“, dieser plattdeutsche Neujahrsspruch ertönt von den Kindern im Uthleder Neubaugebiet „Unter den Eichen“, wie es noch vor Jahrzehnten überall Brauch war. Hier wohnen viele Nachbarn, die als Kinder in der Uthleder Achterstraße aufgewachsen sind und sich hier als Familienväter Häuser gebaut haben. Sie kennen den Brauch noch aus ihrer Kindheit und geben ihn gern an die nächste Generation weiter, indem sie auch mit auf die Tour gehen. Zuerst klingeln die Kinder  bei Fabian Arndt. Als gebürtiger Uthleder kennt er den Brauch und hält Süßigkeiten bereit. Aber erst muss der Spruch aufgesagt werden. Bernd Bühring gibt den Kindern die ersten Worte vor, dann flutscht alles raus. Dann geht es weiter zur Familie Meyer. Sie sind erst vor drei Monaten aus Bremen nach Uthlede gezogen, aber schon in den Brauch eingeweiht. „In Bremen kennt man das Nikolauslaufen, das ähnlich abläuft, aber auch nur noch in den Randbereichen bekannt ist“, sagt Philipp Meyer. So gehen Kjiel, Isabel, Mia, Lena, Jonas, Julia, Amelie von Haus zu Haus. Merle ist gerade ein Jahr alt und fährt im Kinderwagen mit. „Wir wohnen seit gut drei Jahren hier und freuen uns dass wir in der Nachbarschaft diese alten Bräuche mitbekommen“, sagt ihre Mama Bettina Döhring. Nach der halben Strecke sagt sie begeistert: „Jetzt habe ich den plattdeutschen Spruch auch schon gelernt“. Früher gab es als Süßigkeiten Waffelröllchen, so genannte Neujahrskuchen, die extra für diesen Zweck gebacken und in einer Milchkanne gelagert wurden. Heute gibt es fertig verpackte Süßigkeiten. Auch in Driftsethe wird dieser Brauch noch hoch gehalten. Hier hatten die Kinder aber ihre Runde vom Neujahrsmorgen mehr auf den Nachmittag verlagert. Sonst stirbt aber diese alte Sitte immer mehr aus. „Vor einigen Jahren ist die Halloween-Welle von Amerika zu uns herübergeschwappt und läuft dem Neujahrkloppen langsam den Rang ab“, sagt Henning Dageförde, „deshalb wollen wir unseren alten Brauch hochhalten“. Bei der älteren Generation ist diese Sitte noch bestens bekannt. Da gehen die Erwachsenen noch in vielen Dörfern am Nachmittag oder Abend in der Nachbarschaft herum, nur dass sie keine Süßigkeiten erwarten, sondern einen Grog bekommen. So war es auch bei Christa Strauß in Wersabe. Sie hatte ein Waffeleisen und einen Wasserkessel vor die Tür gestellt, um Neujahrkloppern zu zeigen, dass sie willkommen sind. „Das hatte ich mal in einer Radiosendung aus Oldenburg gehört“, sagt sie. „So hatten wir mehrere Gruppen mit 25 Leuten hier, und es kamen sogar noch einige Verwandte, die wir seit Jahren nicht gesehen hatten“. Aber Kinder waren in diesem Jahr gar nicht da. So wird wenigstens der Brauch unter den Erwachsenen aufrecht erhalten, und wenn das Uthleder Beispiel Schule macht, springt ja vielleicht auch in den anderen Dörfern der Funke wieder auf die Kinder über. Otto Baur