Neujahrkloppen 2016

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„Graleer jo ok ton neen Johr, veel Glück und Segen und en langet Leben“, so klingt es lautstark aus den Kehlen der Uthleder Kinder. Die etwa vier bis zehnjährigen Kinder in der Nachbarschaft unterwegs, um den Bewohnern ein frohes neues Jahr zu wünschen. Dieses „Neujahrkloppen“ ist ein alter Brauch, der immer mehr in Vergessenheit gerät. Im Uthleder Neubaugebiet „Unter den Eichen“ wird diese Sitte aber immer noch hoch gehalten. Die Eltern haben ihren Kindern den Spruch auf plattdeutsch beigebracht. Weiter geht der Text dann mit „Ick bin so’n lüttjen König, geeft mi nich to wenig, loot mi nich to lange stohn, denn ick mut noch wieter gohn“. Ob der lüttje König von den heiligen drei Königen stammt, ist nicht überliefert, aber es gibt viele ähnliche Sitten wie in Bremen das Nikolauslaufen oder in anderen Gegenden eine Aktion zum Martinstag. Mit „geeft mi nicht o wenig“ wollen die Kinder andeuten, dass sie für ihre guten Wünsche auch einige Süßigkeiten erwarten. Die halten auch Hans und Ruth Dageförde schon bereit, als die Kinder bei ihnen klingeln. Hans Dageförde ist alter Uthleder und kennt diesen Brauch noch aus seiner eigenen Kindheit. Früher wurden für diesen Tag extra Neujahrskuchen gebacken, die dann in Milchkannen gelagert wurden. Bei uns ist vor einigen Jahren die Halloween-Welle über den großen Teich von Amerika herübergeschwappt und droht diesen alten Sitten den Rang abzulaufen. Aber in Uthlede sind die Eltern bemüht, mit ihren Kindern das Neujahrkloppen weiterzuführen, und das auch auf plattdeutsch. Sie gehen auch selbst mit und helfen, wenn es mit Text mal etwas hapert. So kann auch die gerade einen Monat alte Merle im Kinderwagen schon ihr erstes Neujahrkloppen mitmachen. Die Eltern selbst gehen dann abends in der Nachbarschaft herum und bekommen dann ein Glas eingeschenkt, wie es auf dem Dorf bei guten Wünschen, aber auch bei der Überbringung trauriger Nachrichten seit Jahrhunderten Brauch ist. Otto Baur


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