Glaubenspfeffer

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Einen gelungenen Abend von Kabarett und Kirche erlebten über 200 Landfrauen und Gäste in der Uthleder Sankt-Nicolai-Kirche. Als gemeinsames Projekt hatten die beiden Landfrauenvereine Wersabe und Wulsbüttel diesen Abend auf die Beine gestellt. „Wir haben schon öfter zusammengearbeitet, aber an so etwas in dieser Größenordnung haben wir uns zum ersten Mal herangewagt“, sagte die Wersabeer Vorsitzende Elke Mencke. Und ihre Wulsbütteler Kollegin Angela Gerken ergänzt: „Unsere Kartenvorverkaufsstellen haben auch viel zum guten Besuch beigetragen“. Für ein volles Haus garantierte eigentlich schon der Star des Abends, der Kirchenkabarettist und Pastor Dr. Matthias Schlicht mit seinem Programm „Glaubenspfeffer“. Scharfzüngig und mit einem gewissen Augenzwinkern nahm er Situationen aus der Kirche und dem täglichen Leben auf die Schippe. Einen 20er Jahre-Schlager hatte er umgetextet zu „Hallo, kleines Fräulein, haben Sie heut‘ Zeit, Gottesdienst zu feiern, nur zum Zeitvertreib?“ und zeigte alles auf, was nicht fehlen darf, wie der Kinderchor, die Flötengruppe und der muffig riechende Klingelbeutel. Jeder fühlte sich auf humorvolle Weise in die Gottesdienste im eigenen Dorf hineinversetzt. Magische Qualitäten bewies er, indem er Wasser aus einem von drei Bechern einfach wegzauberte und das mit den Worten kommentierte: „Der Pastor sabbelt so lange, bis das Wasser verdunstet ist“. Auch Martin Luther und sein Jubiläumsjahr blieben nicht verschont. Auch aus dem täglichen Leben und seiner frühen Jugend berichtete der 1961 geborene Theologe. Mit sechs Jahren wurde er von Bauarbeitern zum Bier holen zum Kaufmann geschickt. „Dafür gäbe es heute einige Jahre Knast“. Im Ranking der verloren gegangenen Worte rangierte „Sendeschluss“ und Platz zwei und „Schlüpfer“ auf Platz eins. Von gelungener Mimik und Gestik lebte dagegen die Beschreibung einer Weinprobe bei einem Adeligen, die er mit dem Urteil abschloss: „Etwas moppelig im Abgang und ein Schwänzchen Säure“. Das erste grüne Telefon in der elterlichen Wohnung in den siebziger Jahren war noch mit einem „Goldbrokatkondom“ überzogen, und der Aufdruck „Fasse dich kurz“ auf den Telefonzellen war die einzige real existierende Flatrate. Lachen von der ersten bis zur letzten Minute gab es in dem fest zweistündigen Programm, und auch um eine Zugabe kam der Kabarettist nicht herum. Mit einem Kochbuch der Landfrauen bedankten sich die Vorstände der beiden Vereine bei Matthias Schlicht für diesen gelungenen Abend. Otto Baur