Ein halbes Jahrhundert Waffeln aus Uthlede

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Seit gut einem halben Jahrhundert gibt es die leckersten Waffeln aus Uthlede. 1972 hatte die Familie Findeisen die Gebäude der stillgelegten Uthleder Molkerei übernommen. Das „Fünfzigjährige“ konnte vor drei Jahren wegen Corona nicht gefeiert werden und wurde nun gemeinsam mit den 95jährigen Firmenbestehen nachgeholt. 1930 hatte sich der damals 23jährige Bäckermeister Kurt Findeisen in Radebeul bei Dresden auf „Waffelhohlkörper“, wie es in seinem damaligen Prospekt heißt, spezialisiert. Seine Produkte fuhr er noch mit dem Handwagen aus. Die Firma wuchs, überstand den zweiten Weltkrieg und produzierte auch in der DDR noch erfolgreich. „Doch es wurde immer schwieriger, und um der Verstaatlichung zu entgehen, haben wir alles stehen und liegen gelassen und sind 1960 in einer Nacht-und-Nebel-Aktion in den Westen geflüchtet“, erinnert sich Kurts Sohn Rolf (84), der heutige Seniorchef. Die Familie hatte aus der Vorkriegszeit noch gute Geschäftsbeziehungen in den Westen und fand in Bremen-Lesum eine Immobilie, in der die Produktion weitergehen konnte. Als die Anlage zu klein wurde, bot sich das Uthleder Molkereigebäude an, das aber in den letzten fünfzig Jahren auch mehrmals erweitert wurde. Oliver Findeisen, Chef in dritter Generation, hielt einen Rückblick über die Firmengeschichte. Dessen Sohn Hauke ist ebenfalls in der Firma tätig, und gerade eine Woche vor dem Jubiläum hatte dessen Tochter Ylvie in der fünften Generation das Licht der Welt erblickt. Dafür gab es einen besonderen Applaus der etwa 300 Zuhörer in der großen Lagerhalle. Auch Ortsbürgermeister Marco Vehrenkamp, Gemeindebürgermeister Andreas Wittenberg und Landrat Thorsten Krüger gehörten zu den Gratulanten. Der Uthleder Posaunenchor, der von Oliver Findeisen geleitet wird, ließ es sich nicht nehmen, seinem Dirigenten ein Ständchen zu bringen. „Ihr könnt auch gern durch unsere Produktionshallen gehen, denn heute backen wir nur für euch“, sagte Oliver Findeisen, „denn sonst darf hier kein Außenstehender rein“. Achtzig verschiedene Artikel hat die Firma im Programm. Dabei gibt es noch Unterschiede zwischen gedrehten und gepressten Tüten, den so genannten Tulpen. Auch Biowaffeln und vegane Tüten sind im Angebot. „In den nordeuropäischen Ländern sind Waffeln mit Lakritzgeschmack sehr begeht, und ganz neu machen wir für die Holländer auch welche mit Zimtaroma“, sagt Oliver Findeisen. Gearbeitet wird in 24-Stunden-Schichten, weil sich sonst das Anheizen der Öfen nicht lohnt. 70 Millionen Waffeln auf 3500 Paletten können in der großen Halle gelagert werden. Damit kann das ganze Jahr über produziert werden. So ist auch weiterhin der Nachschub für die Eisdielen in ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland mit Waffeln aus Uthlede gesichert. Otto Baur